Familienpolitik

Abstract

Die Familienpolitik ist in der Schweiz seit den 1990er Jahren zu einem immer wichtigeren Politikbereich geworden. Die Leistungen für Familien haben sich grundlegend gewandelt. Einige Reformen wurden möglich, weil die Familienpolitik zunehmend nicht nur als Sozialpolitik, sondern auch als soziale Investitionspolitik zur Förderung von Beschäftigung und Humankapitalbildung definiert wurde. Trotz dieser Veränderungen ist die Schweizer Familienpolitik nach wie vor unterentwickelt und hinkt anderen kontinentaleuropäischen Ländern deutlich nach. Zudem ist die Nutzung der Kinderbetreuung stark nach dem Einkommen stratifiziert. Ein wichtiger Faktor, der zu der langsamen Modernisierung der Familienpolitik in der Schweiz beiträgt, ist die dezentrale Verteilung der Zuständigkeiten zwischen den verschiedenen Regierungsebenen. Zudem untergräbt die zunehmende politische Polarisierung des Parteiensystems Reformkoalitionen zwischen sozial progressiven und liberalen Kräften. Angesichts dieser Herausforderungen ist die Anpassung der Familienpolitik an die sich wandelnden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse zu einem Prüfstein für die Reformfähigkeit des Schweizer Sozialstaates geworden.

Publication
Handbuch der Schweizer Politik. NZZ Libro
Reto Bürgisser
Reto Bürgisser
Postdoctoral Researcher

My research interests include political economy, comparative politics, and political behavior.

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